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Cannabis in der Geschichte

Cannabis hat seit vielen Tausend Jahren seinen Platz in der Welt. Die überaus vielseitige Nutzpflanze wird seit jeher für die verschiedensten Zwecke wie die Herstellung von Papier, Textilien, Nahrungsmitteln oder Seilen, aber auch für medizinische Zwecke eingesetzt. Durch seine berauschende Wirkung hat die Pflanze allerdings auch in vielen Ländern schon eine bewegte Geschichte hinter sich. Bis heute sind ihr Anbau und ihre Nutzung vielen gesetzlichen Einschränkungen unterworfen.

Cannabis im Altertum

Cannabis gehört zu den ältesten von Menschen kultivierten Pflanzen und fasziniert Heiler und Heilkundler schon lange – vor allem in den Kulturen der Alten Welt. Bereits vor ca. 5.000 Jahren vertrauten die Mediziner in China auf seine Wirkung. Auch in Ägypten wusste man schon 1500 v. Chr. die Vorzüge von Cannabis zu schätzen. In der indischen Literatur vor etwa 2.400 Jahren finden sich ebenfalls Berichte über die Anwendung der Inhaltsstoffe zu medizinischen Zwecken. Besonders weite Verbreitung fand das „Haschischat alfokara“ – das „Kraut der Fakire“ – in der arabischen Welt. Dort hatte es über Jahrhunderte eine große Bedeutung. In Europa schließlich beschrieb um 1150 n. Chr. die berühmte Natur- und Heilkundlerin Hildegard von Bingen als eine der Ersten die Eigenschaften von Cannabis.

Das 18. Jahrhundert: Zuwachs aus dem Orient

Lange Zeit dominierte in Europa der Faserhanf Cannabis sativa, bei dem ausschließlich die Samen und das aus ihnen gewonnene Öl zu medizinischen Zwecken eingesetzt wurden. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts gelangte auch der indische Hanf, oder auch Cannabis indica, mit seinen individuellen Wirkeigenschaften nach Europa. In Deutschland entstanden um 1820 die ersten Cannabis-Extrakte aus indischem Hanf, die sich diese Eigenschaften zunutze machten.

Die drei Cannabis-Arten

Cannabis sativa:
Die bekannteste Cannabis-Art wird auch als Faser- oder Kulturhanf bezeichnet. Die Pflanze wächst bis zu 6 Meter hoch und besitzt lange, schmale Blätter. 

Cannabis indica:
Diese Art wird auch indischer oder Rauschhanf genannt und wächst dicht verzweigt bis zu einer Höhe von max. 120 Zentimetern. Typisch sind die breiten Blätter.

Cannabis ruderalis:
Die kleinste der Cannabis-Arten mit vergleichsweise kleinen Blättern wächst sehr schlank und ohne Verzweigungen. Wegen ihrer Robustheit wird sie häufig für Züchtungen verwendet.

Durch eine Vielzahl von Kreuzungen der verschiedenen Cannabis-Arten sind in den letzten Jahrzehnten zahllose Mischarten (Hybride) und neue Sorten entstanden.

Das 19. Jahrhundert: Cannabis am Hofe der Queen

In den 1830er-Jahren wurde der irische Chemiker und Mediziner William O’Shaughnessy Zeuge, wie indische Ärzte Cannabis erfolgreich bei ihren Patienten verwendeten. Daraufhin setzte O’Shaughnessy, der als Armeechirurg in Indien diente, auch selbst Cannabis ein und begann damit, konkreter zu forschen. 

Die Publikation seiner Forschungsergebnisse sorgte 1839 für große Aufmerksamkeit in Europa und war zugleich das Startsignal für die moderne therapeutische Verwendung von medizinischem Cannabis auf dem Kontinent. 

Selbst der Leibarzt von Königin Victoria, Sir John Russell Reynolds, war von den Eigenschaften des Cannabis überzeugt und verabreichte es der britischen Monarchin monatlich: „Wenn es rein und sorgfältig gegeben wird, ist indischer Hanf eines der wertvollsten Medikamente, die wir besitzen.“

Das 20. Jahrhundert: Der Abschied aus der Legalität

Einige Jahrzehnte nach dem Durchbruch des medizinischen Cannabis in Europa änderte sich die Situation erneut. Neue Medikamente oder schneller wirkende Methoden wie Injektionen drängten auf den Markt und verdrängten gleichzeitig Cannabis aus der medizinischen Praxis. Und es kamen weitere Faktoren hinzu: Schwierigkeiten beim Import aus Indien und Wirkstärkeschwankungen der Cannabis-Extrakte, aber auch die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges sowie erste Reglementierungen als Narkotikum ließen den Gebrauch von Cannabis deutlich schrumpfen. 1925 folgte die Einstufung von Cannabis als Betäubungsmittel und 1929 die Rezeptpflicht. Cannabis war nicht mehr frei verfügbar. Mit dem Inkrafttreten einer UN-Konvention, die die Verfügbarkeit von Drogen einschränken sollte, wurde Cannabis in den 1960er-Jahren schließlich verboten.

Das 21. Jahrhundert: Comeback von medizinischem Cannabis in Deutschland

Ungefähr 50 Jahre lang fristete Cannabis sein Dasein als illegale Freizeitdroge mit einem beinahe unbeachteten medizinischen Potenzial. Erst seit einigen Jahren rückt die therapeutische Wirkung von Cannabis wieder in den Vordergrund und die Wirkstoffe erfreuen sich bei Medizinern einer stetig wachsenden Akzeptanz. Seit 2017 kann in Deutschland jeder Arzt – ausgenommen Tier- und Zahnärzte – Cannabis verordnen.

Cannabis wird heute in zahlreichen Ländern und in großem Stil für medizinische Zwecke angebaut. Moderne Technologien und mikrobiologische Anlagen sorgen für eine nie da gewesene Sicherheit in der Zusammensetzung der Cannabis-Produkte und für gezielte Dosierungen bei den Therapien.